Hilfe zur Selbsthilfe
Sie haben akute Rückenschmerzen, vielleicht sogar mit Ausstrahlung in ein Bein? Hier sind einige Tipps, um die Beschwerden zu lindern bis Sie Ihren Arzt-Termin haben.
Bitte beachten: Bei Lähmung/Kraftlosigkeit im Bein, plötzliche Inkontinenz oder Fieber muss sofort eine Kontrolle beim Arzt stattfinden. Bitte rufen Sie direkt in der Praxis an 08807-9463-555 - wir leiten alle nötigen Schritte sofort für Sie ein, bis hin zur Vermittlung einer Krankenhaus Aufnahme
McKenzie Programm
Eine gut wirksame und erprobte Technik ist die "Überstreckungs-Behandlung" nach McKenzie.
(Daten hierzu im Internet frei verfügbar.)
Das McKenzie-Konzept (auch MDT = Mechanische Diagnose und Therapie) ist eine Methode der Physiotherapie. Der neuseeländische Physiotherapeut Robin McKenzie hat sie entwickelt und 1981 sein Konzept publiziert, das er selbst Mechanical Diagnosis and Therapy (MDT) nannte.
MDT nach McKenzie setzt primär Eigenübungen der Patienten ein und reduziert manuelle Techniken auf ein Minimum. Erst wenn das dem jeweiligen Beschwerdebild angepasste Übungsprogramm in der Intensität nicht ausreicht, hilft der McKenzie-Therapeut mit bestimmten Handgriffen nach, um den Übungseffekt zu intensivieren.
McKenzie vertritt die Auffassung, dass Betroffene Nacken- und Rückenschmerzen durch Selbstbehandlung langfristig reduzieren können. Dazu fordert er Eigenverantwortung ein.
Der Hauptunterschied zu den meisten anderen Untersuchungsmethoden ist die Verwendung von wiederholten Bewegungen anstelle von nur einer Einzelnen. Die Art und Weise, wie sich die Symptome und die Beweglichkeit durch diese wiederholten Bewegungen verändern, gibt dem Therapeuten die notwendigen Informationen.
Mit Hilfe der Information aus der Untersuchung stellt der Therapeut spezifische Übungen zusammen und den Pat. bezüglich bestimmter Haltungen instruieren, welche er einnehmen sollte, und welche er vorübergehend vermeiden sollte.
Ziel ist es, mit möglichst wenigen Behandlungssitzungen so effektiv wie möglich zu sein. Behandlungen, die der Pat. fünf oder sechs Mal am Tag selbst durchführen kann, sind wahrscheinlich in einer kürzeren Zeitspanne wirksam als Behandlungen, die von einem Therapeuten ein bis zwei Mal pro Woche durchgeführt werden.
Der Schwerpunkt liegt darauf, dass der Patient aktiv in die Therapie einbezogen werden. Dies kann die Anzahl der Praxisbesuche reduzieren. Eine wesentliche Stärke des Konzepts ist das permanente und konsequente Miteinbeziehen der Patienten. Diese sind aufgefordert, Selbstverantwortung für ihre Beschwerden zu übernehmen. Anstelle von pathoanatomischen Erklärungen erhält ein Patient innerhalb der McKenzie-Therapie praktikable Haltungs- und Bewegungsstrategien. Das aktive, bewegungsorientierte Management wirkt auf ihn ermutigend und angstabbauend.
Das McKenzie- System ist hierfür eine "Werkzeugkiste". Es unterstreicht, was die beiden wichtigsten Aspekte im MDT-System sind: Eigenverantwortung und Selbstbehandlung.
Untersuchungen haben gezeigt, dass Strukturdiagnosen, die auf Basis einer Untersuchung nach McKenzie getroffen werden, einem Vergleich mit Referenzverfahren – etwa früher einer Diskografie oder einer epiduralen Injektion – nicht standhalten. Trotzallem sind die Übungen wirksam und ungefährlich. Das Konzept unterscheidet sich von anderen Bewegungstherapeutischen Verfahren, verordnen kann man es nicht, sondern nur als Hinweis für die Patienten geben.
Hier einige Grundlagen:
Versuchen Sie die Bandscheiben und gereizten Strukturen der LWS zu entlasten. Entweder im "Monkey-hang" mit Griff an einer Stange (Klimmzugstange, Stange am Klettergerüst o.ä.) und gerade noch den Zehenspitzen auf dem Boden sich an den Armen hängen lassen (10 Sekunden und mehr). Die Wirbelsäule wird locker und durch die Schwerkraft unter Zug gesetzt, die Zehenspitzen am Boden helfen die Muskulatur locker zu lassen. Die Traktion entlastet Bandscheiben, gequetschte Nerven und Gelenke. Ähnlich wirkt ein sich Hochstemmen auf beide Arme aus der Sitzposition z.B. an der Stuhlkante oder einer Bank, bei ausgestreckten Beinen und mit der Ferse am Boden.
In Bauchlage locker liegen, beide Hände unter die Schultern, das Becken bleibt am Boden (!) - jetzt sich mit den Händen Hochdrücken (wie ein Seehund) bis der Rücken ins Hohlkreuz geht und der Bauch frei hängt. 10 Sekunden halten, dann sich wieder ablegen. Diese Übung 10x wiederholen.
Schmerzen entstammen oft der Rückenmuskulatur - diese krampft und ist überlastet, entweder durch tägliche Fehlhaltung oder bei akuten Beschwerden, die einen reflexartigen Hartspann auslösen. Um diese Überlastung der "Core" Muskeln zu vermindern, müssen diese Muskeln gestärkt werden (und der Hüftbeuger gedehnt werden). Zuerst isometrisch. Eine gute Übung ist die Bauchlage und das Strecken von Armen und Beinen, Grundspannung halten, Arme/Oberkörper und ggf. Bein leicht anheben - "schweben" - dann den Oberkörper leicht links/rechts verlagern - ablegen und entspannen. Hier bei aktiver Muskelanspannung soll kein Hohlkreuz mehr gebildet werden!
Vierfüsslerstand, auf Hände und Knie gestützt und bei geradem Rücken das linke Bein und rechten Arm ausstrecken und zusammenziehen bis sich Ellenbogen und Knie unter dem Rumpf berühren und wieder ausstrecken, dann das rechte Bein und linken Arm ausstrecken und zusammenziehen. Immer waagerecht bleiben.
In Rückenlage Beine leicht anwinkeln und Füsse fest auf den Boden stellen. Jetzt den Rücken vom Boden abheben und sich mit geradem Bauch und Rücken 10 Sekunden halten, dann ablegen.
Auf einem Bein stehen (ggf. an der Wand oder Türrahmen dabei anlehnen), die andere Schulter seitlich an die Wand/Türe lehnen, dabein den Arm sich auf die andere Schulter legen. Das lockere Bein ist nahe der Wand, das Stanbein das entfernet Bein. Jetzt das lockere Bein um das Standbein überkreuzen und das Becken seitlich an die Wand drücken. Den Rücken langsam ins Hohlkreuz überstrecken, den Bauch vorne locker "hängen lassen", dabei mit der freien Hand die LWS nach vorne drücken. Die endgradige Überstreckungsposition 10 Sekunden halten, dann zurückführen. 10x wiederholen.
In ähnlicher Position seitlich an der Wand oder Türe: Auf einem Bein stehen (z.B. links) dabei das rechte Bein beugen und mit der rechten Hand den Fuß bis zum Gesäß ziehen und halten. Die LWS strecken und den linken Arm zur Decke strecken. Die gleiche Übung dann im Seitenwechsel durchführen (Dehnung Hüftbeuger und Kräftigung Rückenstrecker).
Bildmaterial zu diesen Übungen ist meist urheberrechtlich geschützt, kann jedoch im Internet eingesehen werden.
Schlagwörter für die Internet Suche sind "McKenzie Training" und "Hyperextensionstraining LWS"
Bitte führen Sie diese Übungen nur zur Überbrückung aus, bis Sie fachärztlichen Rat und eine exakte Diagnose erhalten haben. Eine Garantie für Wirksamkeit oder Ungefährlichkeit gibt es nicht.
Ich wünsche Gute Besserung und einen starken Rücken,
Ihr Dr. Bernhard Greiner